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Die Hansmann-Chronik


Die Anfänge Gliesmarodes


Viele Dörfer in der Umgebung Gliesmarodes befinden sich an Orten, an denen es schon vor Jahrtausenden Ansiedlungen von Menschen gab. So zeigen es vorgeschichtliche Funde z.B. in Querum. Das Gliesmaroder Gebiet aber war bis vor gut 1000 Jahren nicht besiedelt, sondern war Teil eines großen Waldgebietes, das sich mit kleinen Unterbrechungen vom Harz bis in die Heide erstreckte. Zwischen Schunter, Oker und Elm gab es vermutlich ein durchgehendes Waldgebiet mit versumpften Bachtälern, in denen neben Sumpfsträuchern Eschen und Erlen wuchsen. Auf den Hügeln gab es Wälder, in denen Buchen und Eichen und vereinzelt Birken und Ulmen zu finden waren. Unter dem Oberholz gab es Haselbüsche und Dornengestrüpp.

Die Bewohner der Umgebung hatten vorzeitig gewußt, warum sie nicht den Wald im späteren Gliesmaroder Gebiet abholzten und siedelten: Der Boden taugte nicht viel - alles Sand. Noch im 18. Jahrhundert heißt es in einer Beschreibung Gliesmarodes: Der Körnerertrag ist geringer als in vielen anderen Dörfern.

Als aber unter der Herrschaft der Sachsenkönige im 10. Jahrhundert die Bevölkerung stark anwuchs, brauchte man neue Siedlungsplätze. Waldflächen wurden gerodet, und es entstanden 16 neue Siedlungen im Braunschweiger Gebiet. Dazu gehören neben Gliesmarode Volkmarode, Ottenrode (nördlich vom Nußberg), Harderode (nördlich von Querum), Buscherode (im Ostteil des Schapenbruchteiches) und viele andere "-rodes".

Die Rodung im Gliesmaroder Gebiet hat ein Mann namens Glismoth begonnen. In der St.Magni-Urkunde von 1031 wird die Siedlung zum ersten Mal schriftlich erwähnt als "Glismoderoth". Glismoth ist ein fränkischer Name, glizan heißt glänzen und moth Tatkraft, Mut. Als dieser Mann mit seiner "glänzenden Tatkraft" begann, den Wald zu roden, hat er leider vergessen, einen Gedenkstein mit der Jahreszahl der Gründung Gliesmarodes zu setzen. Sonst hätte Gliesmarode sicher schon sein 1000jähriges Bestehen feiern können, aber Belege, die aus der Zeit vor 1031 stammen, gibt es nicht. Feiern wir also 950 Jahre Gliesmarode!

Die erste Rodung geschah wahrscheinlich in dem Gebiet zwischen dem Karl-Hintze-Weg, dem Friedhof und der Kirche. Über das urbar gemachte Land verfügte später die Dorfgenossenschaft. Der Acker wurde als Wannenflur angelegt, d.h. das Flurstück bestand aus schmalen, langen Ackerstreifen, die an den Rändern eine Rinne hatten und zur Mitte hin hochgepflügt wurden. Auch wenn ein Bauer mehrere Teile auf demselben Flustück hatte, blieben doch die einzelnen, schmalen Ackerstreifen erhalten. Wie die Äcker waren auch die Wiesen und Weiden gemeinsamer Besitz des Dorfes. Die Weiden waren die feuchten, oft überfluteten Auewälder an der Wabe, in denen das Vieh aller Bauern gemeinsam weidete. Das Ackerland und die Wiesen wurden jährlich umwechselnd unter den Bauern des Dorfes aufgeteilt.

Land, das später urbar gemacht wurde, blieb nicht im Besitz der Dorfgenossenschaft, sondern wurde als Kamp Besitz der einzelnen Bauern. Einige Straßennamen erinnern heute noch an diese Flurnamen: Hungerkamp, Springkamp, Schapenkamp, Sandkamp, Kurze Kamp. Leider sind nicht alle alten Flurbezeichnungen erhalten wie etwa der Nettekamp im Gebiet "An der Wabe" - "Berliner Straße".

Die Häuser der Siedlung wurden ein wenig abseits der Durchgangsstraße erbaut. Die Siedlung erhielt die Form des Einwege- oder Haufendorfes, die sich in der Gründerzeit bei manchen Überfällen bewährt hatte. Feinde versuchten gewöhnlich nur von der Straße her, d.h. von einer Seite her, das Dorf zu überfallen. Wie die Flurkarte von 1754 zeigt, standen die Häuser im Bereich des heutigen Karl-Hintze-Weges. Die Zahl der Einwohner war nicht groß. 1550 wurden 9 wehrfähige Männer gezählt, hundert Jahre später - 1663 waren es 50 konfirmierte Einwohner. Und noch einmal 100 Jahre später - 1774 - wurden 84 Einwohner und 13 Feuerstellen gezählt. Im Jahr 1754 betrug die gesamte Fläche der Gliesmaroder Flur 1180 Morgen und 103 Ruten.




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